Großmutter Catalina und die Koch Zwillinge
Es ist wohl der Großmutter Catalina zu verdanken, dass die Zwillingsbrüder Javier und Sergio Torres heute so viele Menschen mit ihrer Kochkunst glücklich machen. Die beiden Katalanen haben sich wohl so in die duftigen, schmackhaften und hausgemachten Leckereien ihrer Oma verliebt, dass sie schon im zarten Alter von acht Jahren ihren erstaunten Eltern eröffneten, Köche werden zu wollen. Nach vielen herausragenden Lehr- und Wanderjahren eröffneten die beiden, ziemlich smart wirkenden, sportlichen Mitfünfziger zunächst in Madrid ihr Restaurant „Dos Cielos“, um dann 2018 in Barcelona in einer umgebauten, alten Industriehalle ihr Restaurant Cocina Hermanos Torres zu eröffnen.
Das Restaurant Cocina Hermanos Torres liegt ziemlich unspektakulär direkt neben dem Sex Club Olimpia in einer kleinen Seitenstraße des Stadtviertels Les Corts. Welcher dieser beiden Wirkungsstätten zuerst seine Pforten öffnete und letztendlich mehr Publikum anzieht und zufrieden aus den Türen taumeln lässt, kann hier leider nicht befriedigend beantwortet werden. Dass die beiden Zwillingsbrüder aber eine gigantische Gourmet Show abliefern und Essverrückte selig und verzückend in Ekstase schwelgen lassen, kann hier nur bestätigt werden.
Schon das Interieur erfreut mit Zeitgeist und dem gewissen Showspektakel die Sinne. Die Gästetische gruppieren sich allesamt um die mit drei großen und langen Kochblöcken ausgestattete, offene Küche. Es gibt zwar noch das eine oder andere Séparée, die Haupt Inszenierung erfolgt jedoch hier in der schmuck aufgemöbelten alten Industriehalle. Diese ist in dunkeln grau, schwarzen Tönen gehalten, verfügt über einen weiß gekachelten Boden und wird wie ein Sternen Himmel illuminiert.
Und die heiligen Sterne hat hier nicht nur die Michelin Gourmet Bibel in dreifacher Form vorbei getragen, nein, diese leuchten auch allesamt hell auf den einzelnen Tellern der faszinierenden Kreationen der Gebrüder Torres. Dass Javier und Sergio Torres dabei noch mit beiden Beinen im hier und jetzt agieren und nicht vollkommen abgehoben sind, bezeugt ihre ständige Präsenz im Zentrum der offenen Küche. Am Ende des mittleren Kochblocks kontrollieren die beiden permanent alles und tragen dann und wann auch selbst den einen oder anderen Teller zu den Gästen.
Dies alles geschieht sehr ruhig, unheimlich präzise, unprätentiös und flott. Oft wird für solche Szenarien ein Schweizer Uhrwerk als Vergleich herangezogen. Dies trifft es eigentlich auch ganz gut, nur in diesen Räumen „hängen“ noch Lust, Geschmack und der besondere Moment des Lebens. Dies gilt es dann zu geniessen, einzufangen, einzurahmen und nicht mehr aus den Augen zu verlieren. Gracias Sergio, gracias Javier und Team, und natürlich gracias Señor Gonzales, … für diesen unvergesslichen und tollen Abend!
Verschiedene Petit Fours wie eine Yuzu Wolke, ein Mohn/Limonen Küchlein, Profiterole gefüllt mit Passionsfrucht und ein knuspriges Brioche mit Biskuitkeksen runden dieses geniale Abendmenü ab.
P.S.
Die Gebrüder Torres sind in Spanien auch ziemlich bekannte Fernsehköche und haben zudem schon verschiedene Kochbücher aufgelegt. Auch sind sie gastronomisch noch in vielen anderen Bereichen tätig. So unter anderem am Flughafen Barcelona mit dem ALAS by Hermanos Torres Konzept. Hier kann man kurz vor dem Abflug noch schnell und gut etwas Vernünftiges essen gehen. Dabei kommen typisch spanische Klassiker auf Tisch und Theke und natürlich auch Burger und Co. Die Cannelloni, nach einem Rezept von Großmutter Catalina, würden sicher auch den meisten Italienern eine große Freude bereiten.
Cocina Hermanos Torres, Carrer del Taquígraf Serra, 20, 08029 Barcelona, Spanien, Telefon: +34 934 10 00 20, https://cocinahermanostorres.com/en/