Keller Riesling Morstein 2017 – Rheinhessen – Deutschland
Klaus Peter Keller ist mit seinen Weinen in den letzten Jahren zur absoluten Lichtgestalt der deutschen Weinszene avanciert. Insbesondere seine Großen Gewächse aus den Lagen Morstein, Hubacker, Hipping, Abtserde, Pettenthal und Kirchspiel gehören zu den gesuchtesten Rieslingen der Welt. Rar und immer teurer, werden diese Weine schon fast wie flüssiges Gold gehandelt. Vor allen Dingen das Große Gewächs aus der Einzellage Westhofener Morstein hat inzwischen Kultstatus erklommen. Hohe Glückssprünge kann man dann schon machen, wenn so eine Flasche gästefreundlich kalkuliert auf einer Restaurantkarte auftaucht.
Der 2017er Jahrgang ist zwar in allen Belangen noch viel, viel zu jung. Aber die Gelegenheiten, so einen Wein trinken zu dürfen und obendrein auch noch bezahlen zu können, wird sicher immer seltener.
Der erste Duftkontakt zeigt sich sehr verschlossen, eine Spur Schwefel und eine geballte und hochkonzentrierte Mineralität wandern dezent und langsam vom großen Weinglas die kleinen Nasenwände hinauf. In diesem Moment braucht dieser 2017er Morstein noch sehr viel Luft und wird folgerichtig schnell in eine breite Karaffe geschüttet. Durch den Oxidationsprozess öffnet sich der Riesling im Duftspektrum wie eine Tulpe, die immer mehr von der aufgehenden Sonne angestrahlt und aufgewärmt wird. Zwiebelschalengleich öffnen sich nach und nach die einzelnen Fruchtaromen des Weines. Grüner Apfel, Maracuja, Weinbergspfirsich und Aprikose in ihrer ursprünglichsten, reinsten Form betören nach und nach das Epizentrum der Sinne. Über allem strahlt dabei immer die gnadenlose mineralische Frische. Die leichten Bitternoten und die Adstringenz im Geschmack deuten auf ein starkes Gerbstoffgerüst hin. Der Abgang erinnert an eine salzige Gletscherwand, die einfach nicht enden möchte.
Ein echter Weinmonolith und zurecht ein Kultgetränk, welcher an Ort und Stelle, leider viel zu jung und aus purem Egoismus, vernichtet wurde.